»Recht haben – Recht bekommen! Was ändert sich durch das Bundes-Teilhabe-Gesetz?«
Der diesjährige nueva Fachtag fand am 14. Juni 2018 von 9:30 bis 15:30 Uhr im Nachbarschaftshaus Urbanstraße in Berlin-Kreuzberg statt. Teilgenommen haben rund 80 Personen – größtenteils Nutzer*innen, aber auch Mitarbeitende und Leitungen sozialer Einrichtungen, die Beauftragte für Menschen mit Behinderung in Reinickendorf Regina Vollbrecht sowie weitere Interessierte.
Der Fachtag begann mit einem Einführungs-Vortrag von Fachanwalt Dr. Martin Theben zum Bundes-Teilhabe-Gesetz (BTHG). Es ging vor allem darum, wie Menschen tatsächlich zu ihrem Recht kommen – und wie beispielsweise die Antragsstellung durch das BTHG vereinfacht werden soll. Danach wurden den Vormittag über 4 unterschiedliche Arbeits-Gruppen angeboten, die sich konkret mit einzelnen Themen aus dem BTHG beschäftigten:
- Svenja Steinke und Paraskevas Evthimiou berichteten in ihrer Arbeits-Gruppe aus erster Hand, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, sich die eigene Unterstützung über das Persönliche Budget selbst zu organisieren.
- Lisa Biadacz und Franziska Graf von der Teilhabekoordination der Lebenshilfe Berlin vermittelten in ihrer Arbeits-Gruppe mit anschaulichen und interaktiven Methoden, was es mit dem neuen Teilhabeplan-Verfahren auf sich hat.
- Ulrike Pohl, Fachreferentin Menschen mit Behinderungen des Paritätischen Berlin, informierte und diskutierte in ihrer Arbeits-Gruppe über das neue Budget für Arbeit.
- Auch die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatungsstelle der GETEQ war mit einer Arbeits-Gruppe vertreten und gab den
Teilnehmer*innen einen Einblick in das bundesweit neu eingeführte Beratungsangebot von und für Menschen mit Behinderungen.
In allen Arbeits-Gruppen wurden durch gemeinsame Diskussionen und Ideen-Cafés Forderungen an die weitere Umsetzung des BTHG aus der Sicht der Nutzer*innen erarbeitet. Die Forderungen wurden nach der Mittagspause mithilfe von Fotos und Moderationskarten den anderen Teilnehmer*innen vorgestellt. Die wichtigsten Forderungen waren:
- Kein Pooling in Betreuten Wohngemeinschaften!
- Die Beantragung des Persönlichen Budgets muss einfacher werden!
- Das Persönliche Budget muss bekannter werden!
- Arbeitsassistenz sollte Pflege beinhalten dürfen!
- Mehr Auswahl an Assistenz!
- Keine Benachteiligung bei der Rente durch das Budget für Arbeit!
- Den Antrag auf Budget für Arbeit muss es auch in Leichter Sprache geben!
- Das Budget für Arbeit soll auch ohne unterschriebenen Arbeitsvertrag beantragt werden können!
- Ämter sollen schneller über das Budget für Arbeit entscheiden!
- Werkstätten sollen regelmäßige Veranstaltungen mit möglichen Arbeitgeber*innen durchführen!
- Barrierefreier Zugang zu allen Ergänzenden Unabhängigen Teilhabe-Beratungs-Stellen für gehörlose Menschen und Menschen mit Lernschwierigkeiten!
- Mehr Beratung zum Persönlichen Budget und zum Budget für Arbeit!
- Ämter sollen gute Informationen über das Teilhabeplan-Verfahren für alle Beteiligten bereitstellen!
- Verständnis für vielfältige Bedürfnisse im Teilhabeplan-Verfahren!
- Das Teilhabeplan-Verfahren muss für Menschen mit Lernschwierigkeiten verständlich sein (Leichte Sprache und Bilder als Hilfsmittel)!
- Mehr Zeit im Amt für jeden!
Zum Abschluss diskutierten der Aktivist Raul Krauthausen, Ursula Klippel von der Cooperative Mensch eG und der nueva Fachmitarbeiter Enrico Schaffrath gemeinsam mit Stefan Zenker vom berliner STARThilfe e.V. und dem Publikum über ihre Einschätzungen und Erwartungen mit Blick auf die Umsetzung des BTHG.
Die Durchführung des Fachtags wurde durch die nueva Qualitätsgemeinschaft der Nutzer*innen und weitere Ehrenamtliche unterstützt. Sven Kocar übernahm auch dieses Jahr wieder die fotografische Dokumentation.
Text: Ruth Wiegering
Koordinatorin für Bildung und Teilhabe-Beratung